Der Genuss alkoholischer Getränke ist in unserer Gesellschaft fest verankert - doch welche kurz- und langfristigen Wirkungen hat Alkohol auf unseren Körper?
Alkohol und Kultur
In unserer Kultur gehört Alkohol zu jedem gesellschaftlichen Anlass. Hochzeiten, Geburtstagsfeste, Taufen, Beerdigungen, Auszeichnungen, Erfolge die gefeiert werden - Alkohol ist immer mit dabei. Schon im Altertum und im Mittelalter trank man Alkohol. Die ersten Alkoholtrinker, die wir kennen, sind die Sumerer. Im Laufe der Zeit wurde der Gärungsprozess jedoch überall auf der Erde entdeckt. Wo es Zucker gab, da lernten die Menschen, diesen zu Alkohol zu vergären. Alkohol ist heute genauso wie im Altertum und im Mittelalter ein Genuss- und Rauschmittel.
Ein Grund, weswegen Alkohol gerne getrunken wird, ist seine enthemmende Wirkung, die wiederum soziale Kontakte erleichtert. Wie Alkohol in unserem Körper genau wirkt, beziehungsweise wo er ansetzt, um all diese Gefühle und Empfindungen auszulösen, wird später noch besprochen werden. Die Gefahr des Alkohols liegt sicherlich in seinem Suchtpotential. Wer ist nicht süchtig nach angenehmen Gefühlen, Erleichterung vom langen Arbeitstag,...
Dass Alkohol als Suchtmittel zur Gefahr werden kann, liegt an seiner konstanten Verfügbarkeit. Alkoholika sind überall und jederzeit erhältlich, ja sogar offensichtlich günstiger als antialkoholische Getränke. Ganz klar ist, dass Alkohol bei regelmäßigem und exzessivem Konsum toxisch wirkt und eine Vielzahl von Organsystemen schädigen kann. Alkoholkonsum in zu großen Mengen führt neben körperlichen Schädigungen auch zu Mangelerscheinungen, weil Alkohol, der ja durchaus auch einen Nährwert hat, Nahrung nicht ersetzen kann.
Nicht zu übersehen ist, dass auch der regelmäßige Konsum geringer Mengen Alkohol körperliche Schäden nach sich ziehen kann.
Schädigende Wirkung von Alkohol auf den Organismus
Die schädigende Wirkung von Alkohol tritt bei lang andauerndem und vermehrtem, aber auch bei regelmäßigem Konsum in geringen Mengen auf.
Da Alkohol über die Leber abgebaut wird, übt er eine direkte Giftwirkung auf die Leber aus, wobei sich erste Schädigungen in einer Fettleber oder einer Alkoholhepatitis manifestieren. Bei andauerndem Alkoholkonsum kann es zu einer Leberzirrhose (Leberschrumpfung) kommen. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens eine Leberzirrhose zu entwickeln ist bei Männern ab einer Trinkmenge von 60 Gramm Alkohol pro Tag (3 Krügerl Bier) und bei Frauen ab einer Trinkmenge von 40 Gramm pro Tag (2 Krügerl Bier) deutlich erhöht.
Weitere Folgeerscheinungen sind:
Alle alkoholischen Getränke enthalten Ethylalkohol, eine chemische Verbindung, die über die Magen- und Darmschleimhaut sehr rasch ins Blut und somit auch ins Zentralnervensystem (ZNS) übergeht. Dort entfaltet der Alkohol dann seine dämpfende Wirkung, indem er die Arbeitsgeschwindigkeit des Zentralnervensystems verlangsamt.
Es kommt somit zu einer Verschlechterung der intellektuellen Leistungsfähigkeit (Beeinträchtigungen bezüglich der Merkfähigkeit, der Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit, der Reaktionsfähigkeit und vieles andere mehr).
Alkohol ist eine Substanz, die sowohl körperlich als auch psychisch abhängig machen kann und stellt neben Nikotin sicher das bedeutendste gesundheitspolitische Problem dar.
Beeinträchtigung der Wahrnehmung und des Fahrverhaltens unter dem Einfluss von Alkohol
Sie haben sicher schon beobachtet, dass die gleiche Menge Alkohol nicht immer die gleiche Wirkung hervorruft. Vieles spielt dabei eine Rolle:
Dies sind Einflussfaktoren, welche die Wirkung des Alkohols verstärken können, ohne dass sich die Höhe der Alkoholisierung ändert. Wer glaubt, Kaffee oder Süßigkeiten würden die Alkoholisierung verringern, der irrt! Sehr kalorienreiche Nahrung führt einfach nur dazu, dass der Alkohol langsamer in das Blut übergeht. Damit ist die Gefahr verbunden, dass die Wirkung des Alkohols nicht sofort wahrgenommen wird, sondern sich erst nach und nach einstellt. Gefährlich ist auch, dass, wenn man die Wirkung spürt, das letzte Glas noch nicht im Blut ist und möglicherweise dieses Glas jenes ist, welches uns unsere Kontrolle verlieren lässt.
Dazu ein Beispiel: Ein 80kg schwerer Mann trinkt 1 ½ Seidl Bier. Er hat damit, ohne Berücksichtigung des Abbaues, 0,3‰ Alkohol im Blut und fühlt sich sehr gut, ja, er fühlt sich sogar besser als zuvor, er könnte Bäume ausreißen. Dies ist nichts Besonderes, eine Alkoholisierung von 0,3‰ führt, so zeigten Studien, bei vielen Menschen zu einem gesteigerten Leistungsgefühl. Gleichzeitig zeigte sich in diesen Studien auch, dass bereits bei 0,3‰ eine Leistungsverringerung zu verzeichnen ist.
Das bedeutet: UNSERE WAHRNEHMUNG TÄUSCHT UNS!
Grundsätzlich gibt es keine Alkoholdosis, die nicht irgendeine Auswirkung auf einen unserer Funktionsbereiche hat. In welchem Bereich sich der Alkohol wie auswirkt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Beobachtbar sind:
Alkohol wirkt, auch in kleinen Mengen, funktionshemmend auf die Arbeit unserer Nervenzellen. Die Steuerfunktion und die Koordination unserer Muskeln werden herabgesetzt. Die optische Informationsverarbeitung, d.h. die Information, die von unseren Augen zum Gehirn gesendet wird, ist beeinträchtigt. Wir nehmen Gegenstände zu spät wahr, um noch rechtzeitig darauf reagieren zu können. Das träge Blickverhalten führt dazu, dass unser Blick zu lange an einem Gegenstand kleben bleibt. Wir neigen dazu, unseren Wagen dorthin zu lenken, wo unsere Aufmerksamkeit ist, d.h. aufgrund zu langen Verweilens unseres Blickes auf einen Gegenstand lenken wir unseren Wagen in die Richtung des Gegenstandes, um die Spur zu halten, korrigieren wir, und so entstehen Schlangenlinien.
Die enthemmende Wirkung von Alkohol führt nicht nur zu Selbstüberschätzung sondern auch zur Fehleinschätzung der Situation. „Die paar hundert Meter bis nach Hause schaffe ich schon noch.“ Die Reaktionsfähigkeit wird verlangsamt. Die Koordination von Armen und Beinen ist fehlerhaft. Es wird zu viel oder zu wenig Gas gegeben, der Motor stirbt ab, man verschaltet sich... Unsere Aufmerksamkeit ist reduziert, und wir vergessen z.B. den Blinker zu betätigen oder das Fernlicht im Ortsgebiet auszuschalten. Zudem fahren wir unter Alkoholeinfluss oft entweder zu schnell oder zu langsam.
Dies alles sind Verhaltensweisen, die den Exekutivbeamten auffallen und sie motivieren, eine Verkehrskontrolle durchzuführen. Wer dann noch lallend, mit einer Alkoholfahne aus dem Wagen stolpert, darf ganz bestimmt damit rechnen, einen Alkomattest machen zu müssen.
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